Olivia El Sayed: von harten Helmen statt grossen Hüten.

Man meint, viel über Olivia El Sayed zu wissen. Vielleicht, weil man ihr auf Instagram folgt. Oder an einem ihrer Auftritte zuhörte, was sie alles über ihr «Leben am Durchschnitt», sprich aus dem Nähkästchen einer Frau und Mutter erzählt. Als wir für dieses Interview mit Olivia sprachen, lernten wir sie tatsächlich ein wenig kennen, die Frau, die zwei Kinder hat, die schreibt und Bühnenprogramme macht und auf Insta aufploppt. Die Frau, die man bitte sofort zur Freundin haben will, weil sie so ungefiltert authentisch, bizzeli frech und einfach mega lustig ist.

frau-dunkle-haare-oranger-pullover-fenstersims-porträt

Olivia El Sayed ist als Autorin, Spoken Word Künstlerin, Podcasterin und Veranstalterin tätig. Mit ihrem Bühnenprogramm «0814 — Leben am Durchschnitt» ist sie gerade zum zweiten Mal schweizweit auf Tour. Vor all diesen fancy Berufsbezeichnungen war Olivia El Sayed fünf Jahre lang vor allem Mutter und eine ziemlich derangierte Hausfrau. oliviaelsayed.ch

Text: Tadah
Bild: Maedy Georgusis

Dieser Beitrag wurde ermöglicht dank unseren Partner:innen von

Wo wärst Du jetzt, liebe Olivia, wenn Du wärst, was Du gelernt hast?

Ich habe das Gymi abgebrochen, die DMS abgeschlossen und dann an einer englischen Schule doch noch die Matur gemacht. Ich wollte zu MTV. Aber es hat seltsamerweise keiner bei mir in Pfungen angerufen, um mich zu rekrutieren. Also hab ich mich auf eine Stelle beworben, die auf MTV-Online ausgeschrieben war. So war ich dem Musikfernsehen zumindest ein bisschen näher. Ich machte eine zweijährige Lehre zur Kauffrau für audiovisuelle Medien in einem deutschen Plattenlabel. Und wäre nun also offizielle CD-Brennerin.

taylor-swift-kerze-grabkerze-kreuz
frau-sofa-liegen-laptop-tee-tasse-kaffee-kissen
«Shit. Ich bin ja selber schon gross. Ich müsste das selber machen. Aber ich habe ja gar keine Zeit.»

Die halbe (Deutsch-)Schweiz denkt ja, sie kennt Dich. Instagram und so. Kennst Du Dich selbst denn?

Ich kenne mich sehr gut, aber dazu zählt auch, dass ich weiss, dass es jeden Tag sein könnte, dass etwas um die Ecke kommt, das mein Leben und mich grundlegend verändern könnte. Man weiss nie, wer man selbst noch wird.

Wohl wahr. Du gibst viel von Dir preis online. Von 1 bis 100%: Wie viel Olivia steckt in Deinem Insta? Und was passiert im Alltag, wenn Dich jemand «erkennt»?

Ich teile etwa 92% Oli und zwar ziemlich unverstellt. Und das Feedback, das ich darauf erhalte, ist meist von Frauen und eigentlich immer sehr herzig. Irgendwo zwischen Fleischkäse und Milchregal kommt jemand auf mich zu und sagt: «Sorry, ich bin sonst nicht so… Du denkst jetzt sicher, ich bin komisch. Ich wollte nur sagen, Du machst das mega toll.» Das ist schön. Und aufstellend.

terrasse-blumen-teppich-outdoor-tisch-kissen-grau

Du bist Spoken Word Künstlerin. Steht so auf Deiner Webseite. Wie wird man das? Klingt es einfach fancier als «Influencerin»? Und lustiger als «Autorin»?
Man schreibt und textet, und dann trägt man vor und erzählt. Das ist Spoken Word. Drum stimmt das schon. Auch wenn ich selbst finde, es klingt sehr nach Menschen, die beim Gedichte Vortragen auf den Füssen fürschi und hinderschi wippen und so bedeutungsschwanger ihre gespokenen Worte betonen. Das mach ich nicht. Ich erzähle viel mehr auf Schweizerdeutsch, lese manchmal auf Hochdeutsch vor. Und ab und an ergänze ich mit Bildern und Collagen. Als Influencerin sehe ich mich gar nicht, aber Autorin bin ich schon auch.

Und Podcasterin bist du auch noch. Und Veranstalterin. Und Mutter. Da wird’s einem trümmlig. Wie machst Du das samt Kindern? Also ganz ehrlich: Regelmässig sitze ich im Bus, unterwegs zu einem Auftritt, auf dem Schoss ein angefangener Text in einem glühenden Laptop, der mir fast von den Knien schlipft, im Kopf eine Deadline, auf dem Handy neun offene Chats mit voneinander unabhängigen Fragen, die seit gestern beantwortet sein müssten und derweil versuche ich, irgendwo nochmals kurz nachzuschauen, wann ich genau wo auf welchen Zug muss und ob es vorher noch reicht, am Bahnhof ein Kabel zu kaufen, das ich daheim vergessen habe.

Und so regelmässig das passiert, so regelmässig flattert mir das Herz in der Brust und ich denke: «Nei gopf, Oli, es ist zu viel alles. Jemand möge mir einen Stundenplan für mein eigenes Leben schreiben.» Und dann merk ich: Shit. Ich bin ja selber schon gross. Ich müsste das machen. Aber ich habe ja gar keine Zeit.

durch-fenster-frau-liegestuhl-terrasse

«Wenn ich Stress habe, kann ich nicht mehr priorisieren und alles gerät durcheinander und am Ende ist gar nichts fertig und ich am Schnappatmen.»

regal-tablett-kochbuecher
frau-wohnzimmer-pinwand-flur-dunkle-haare-oranger-pullover

Diese vielen Bälle in der Luft – bist Du dann daheim nie komplett entnervt, so wie wir manchmal?

Ich bin entnervt, wenn ich die Zeit falsch eingeplant oder genutzt habe und wenn ich dann anfange zu jufeln und mir eins nach dem anderen abverreckt, was es nicht tun würde, wenn ich die Dinge ruhig und eins nach dem anderen angehen würde. Aber wenn ich Stress habe, kann ich nicht mehr priorisieren und alles gerät durcheinander und am Ende ist gar nichts fertig und ich am Schnappatmen. Und manchmal bin ich emotional gestresst, wenn ich Zeit gehabt hätte für die Kinder, sie meine Zeit aber vielleicht grad nicht wollten und dann, wenn ich gehen oder dringend was fertig schreiben muss, möchten sie meine Zeit und dann hab ich keine mehr und ihnen bleibt dann nur das im Sinn. Das tut mir dann auch bitz weh.

Also wär ein Angestellten-Leben einfacher?
Nach solchen Tagen habe ich manchmal tatsächlich erotische Fantasien von einer Festanstellung (wobei ich nicht sicher bin, ob es die Selbständigkeit ist, die mir meine Tage so zerfleddert oder einfach das Muttersein und das Organisieren von mehreren Alltagen statt nur meinem eigenen).

Man hat in der Selbständigkeit halt wahnsinnig viel und die alleinige Verantwortung in diversen Jobs. Und auch die für mein Zeitmanagement. Kurz: Es fehlt in meinem Leben diese eine Person, die ebendieses ganze Leben organisiert.

Im Moment geht es auf. Bis es vielleicht dann nicht mehr aufgeht. Das ist bis jetzt zwar noch nie passiert, kann aber durchaus kommen.

aschenbecher-i-saw-you-crying-at-the-discotheque-kräuter-terrasse

«0814 – Leben am Durchschnitt» heisst Dein Bühnenprogramm. Aber ist es das wirklich, Dein Leben, durchschnittlich?

Ich bin es auf jeden Fall. Mich dünkt, alle haben schaurig viel los immer und versuchen, alles zu jonglieren, genug Proteine zu essen und die Steuererklärung pünktlich abzugeben und haben auch immer ein bisschen das Gefühl, bei allen anderen klappt alles, nur bei einem selbst nicht. Ist doch so, oder?


Ja. Doch. Häsch rächt.
Eben. Deshalb liebe ich Hommagen an die Normalität heiss. So wie von Moguiz, Simon C. Holland oder Celeste Barber. Und erst die unzähligen Memes, die einfach die Basics des Menschseins in einem Satz auf den Punkt bringen und gerade wegen ihrer profanen Allgemeingültigkeit Millionen von Likes haben.

frau-wäschezeine-lachen-unordnung-parkettboden-wohnung-eames
schuhe-boden-parkett-durcheinander-turnschuhe
frau-schlafmaske-rosa-bett-liegen-unordnung-wäsche

Bist Du jemand, der Dinge zu Ende bringt?

Dinge, die ich zu Ende bringe, sind: Texte, Antworten, Ratschläge und Lieblingsserien.

Dinge, die ich nicht zu Ende bringe: ein Kaloriendefizit über mehrere Tage, das Ausräumen von Taschen, das Erstellen eines Stundenplans für mein Leben.

Speaking of Leben: Du sagtest mal, Du schreibst Abschiedsbriefe, wenn Du allein ins Flugzeug steigen musst. Was steht da drin?

Dinge und Gedanken, von denen ich denke, dass sie beim Leben helfen könnten, darunter auch Lieder, Filme, Serien. Und ausformulierte Dinge über die Liebe zu den Menschen, die diese Briefe bekommen sollen, weil ich möchte, dass sie wissen, wie sehr ich sie liebe, auch wenn ich nicht mehr da bin, was ich nicht wäre, wenn mit dem Flugzeug passieren würde, was ich immer denke, dass mit Flugzeugen passiert, wenn ich mich in eins setze.

Du schreibst, Du hast Glück in der Liebe. Das ist schön zu lesen. Manchmal dünkt einen, dass rundherum, wo Kinder und Job jongliert werden, es weniger nach Glück tönt. Magst Du von Deinem Glück erzählen?

Just ein Jahr nachdem mein Mann und ich uns kennengelernt haben, kam unsere erste Tochter zur Welt. Wir wurden also recht schnell eine Familie. Für uns war das perfekt so. Das ist jetzt kein Tipp, das hätte natürlich auch nach hinten losgehen können. Aber bei uns ging und geht es irgendwie recht mühelos auf. Und das nicht, weil wir einen Plan hätten: Wir sind jetzt nicht die, die jeden Montag über Gefühle reden und Dienstag und Freitag Sex haben. Aber irgendwie sind wir ein kompatibles Team. In den Sachen, die uns beiden wichtig sind, sind wir uns ähnlich. Wir haben es beide gern easy, finden uns gegenseitig lustig und wir streiten beide ungern. Viel mehr braucht es nicht. Vielleicht noch ein bisschen Glück.

Lustigsein. Vielleicht ist ja das der Schlüssel?
Nun, ich war mit mehreren Menschen zusammen, mit denen ich dann aus verschiedenen Gründen auch irgendwann wieder nicht mehr zusammen war. Und ich war immer etwa gleich lustig.

frau-oranger-pullover-laptop-arbeiten-wäschezaine-sofa
blumenstrauss-verwelkt-wohnzimmer-hintergrund-verschwommen-frau-liest
frau-oranger-pullover-dunkle-haare-rosen-blumenstrauss-verwelkt-vase-über-kopf

«So führte eins zum anderen und jetzt bin ich die fluchende Frau im Bus, die vielleicht ein bisschen zu viel los hat.»

frau-oranger-pullover-bad-duschvorhang-waschbär-badewannenrand
frau-oranger-pullover-bad-duschvorhang-waschbär-badewannenrand

Familienorganisation führt ja auch oft zu Streit – wie habt Ihr es am Anfang gelöst mit Job, mit Familie?

Wir hatten eine sehr unmoderne Aufteilung: Er arbeitete (mindestens) 100 Prozent weiter, ich reduzierte erst, kündigte dann und machte mich selbständig. Ich arbeitete irgendwas zwischen wenig und dann auch mal paar Jahre gar nicht. So ging es auf. Und je älter die Kinder dann wurden, umso mehr Aufträge nahm ich an oder palörte etwas ins Instagram. Und so führte eins zum anderen und jetzt bin ich die fluchende Frau im Bus, die vielleicht ein bisschen zu viel los hat.

Du scheinst nicht genügen zu wollen. Im Gegenteil. Das «Ungenügend» zelebrierst Du. Kokettierst Du auch etwas damit?

Dass ich nicht genügen will, stimmt überhaupt nicht. Ich bin sehr ehrgeizig. Die Dinge, die ich machen möchte, möchte ich richtig gut machen. Ich will schöne, tiefgründige und lustige Texte schreiben. Ich will gute Witze machen. Ich will, dass es die eine oder den anderen an einer meiner Lesungen verspickt vor Lachen.

Ich will vorlesen, ruhig, schön und ohne Fehler. Ich will meinen Kindern eine tolle, aufregende, liebevolle Kindheit schenken.

Ich will aus jedem Geschäft der Stadt das beste Produkt holen und dann alles zusammen auf einen Tisch werfen, bevor meine Freund:innen zu Besuch kommen.

Ich will tolle Feste organisieren und dass alle glücklich heimgehen. Am liebsten hätte ich, dass – wenn die Leute von mir weggehen, privat oder öffentlich – sie in die Nacht hinaus seufzen und denken: Gopferteli, das war gut.

Und dann, in anderen Dingen, bin ich etwas relaxter und zelebriere das Ungenügendsein. Aber manchmal auch einfach, weil ich weiss, dass ich gewisse Dinge eh nicht erreichen kann. Oder sie sind mir tatsächlich nicht so wichtig.

frau-frech-fenstersims-lachen

Authentisch, ehrlich, durchschnittlich. Bist Du auch frech? So Pippi-Langstrumpf-frech? So ein bisschen «Mir doch egal, was andere denken»-frech?
Die richtig freche Pippi Langstrumpf Version von mir mit allen unzensierten Gedanken und Unanständigkeiten kriegen nur Menschen zu Gesicht, bei denen ich ganz sicher bin, dass sie mich nicht falsch verstehen. Auf der Bühne zeige ich Unzulänglichkeiten am liebsten an mir selbst auf, und wenn man eine Weile lang mit mir und über mich gelacht hat, dann verträgt es dann immer mehr auch mal einen frechen Spruch in eine andere Richtung, aber ohne verletzend zu sein, weil das möchte ich nicht.

frau-wäschezaine-dunkle-haare-wäsche

Stehst Du gern auf der Bühne, in der Öffentlichkeit?

Ich habe auf jeden Fall gern ein Publikum, denn es ist sehr schön, vor Menschen Geschichten zu erzählen und alle hören zu und lachen von ganzem Herzen bei einer Pointe oder einem Rank in einer Geschichte, den niemand hat kommen sehen. Das macht mir sehr viel Spass, und ich mache das sehr gern. Ich bin auch gern im Austausch mit vielen Menschen.

«Ich war schlicht zu sehr mit dem Muttersein beschäftigt und wie ich mich darin organisiere, als dass ich mir zu viele Gedanken hätte machen können nebenbei.»

Findest du, die Schweiz macht das gut mit der Vereinbarkeit?

Ich habe mir das mit dem Muttersein und der neuen Situation damals gar nicht so überlegt. Ich war schlicht zu sehr beschäftigt, wie ich mich darin organisiere, als dass ich mir noch viele Gedanken zur allgemeinen Verbesserung hätte machen können nebenbei. Im Vergleich zu anderen Ländern ist da sicher noch Luft nach oben.


Ist Deine Eventreihe «Mum’n’Bass» auch daraus heraus entstanden, gewisse Bedürfnisse von Eltern kreativ anzugehen und coole Lösungen bereitzustellen?

So könnten wir es im Nachhinein sicher erzählen. Aber es ist ehrlich gesagt sehr spielerisch entstanden. Nadja Zimmermann und ich gehen beide gern in Pop Ups, an Konzerte, ins Kino, spazieren. In einem Podcast dachten wir mal laut darüber nach, wie eine Party sein müsste, dass wir selber wieder gern hingehen würden. Und Tadah: Eins führte zum anderen und plötzlich fragte uns das Plaza, ob wir nicht ein Konzept entwickeln möchten für eine Frauenparty. Und wir wollten.

kinderzimmer-regal-orange-lampe-wc-rolle-basteln
kinderzimmer-korb-spielzeug-gestell
frau-gelber-pullover-waschmaschine-einräumen-abwasch
regal-tonkanne-kerzenständer-magazine
büchergestell-iq84-wolf-haas-viele-buecher

Was hättest Du noch für Lösungen parat?

Ich weiss nicht, ob ich Lösungen parat hätte. Manchmal denke ich einfach: Warum wird dieses und jenes nicht einfach anders gelöst? Warum bleibt man zum Beispiel immer «geschieden», wenn man nicht mehr verheiratet ist und wird nicht einfach wieder ein befreites, frisches «unverheiratet»? Warum erfindet niemand eine Alternative für Instagram? Warum gibt es kein Wikipedia über Rap, das Rappertoire heisst? Warum ist es nicht möglich, den Leuten zu erklären, dass ihr Glaube Glaube heisst, weil es eben nur ein Glaube und kein Wissen ist und dass man sich deswegen auch einfach nicht gegenseitig töten muss? Aber dann denke ich: Es wird schon seine Gründe haben und ich kann mich hier ja auch einfach nicht um alles kümmern.

Wo möchtest Du in fünf Jahren stehen?

In 5 Jahren möchte ich mein Leben ein bisschen besser aufgeräumt haben. Ich möchte für jedes Kind ein Büchlein geschrieben haben, auch ohne, dass dafür ein Flugzeug abstürzen muss. Ich möchte einen blitzblanken Desktop haben. Ich möchte gesund sein und super fände ich, ich würde mein eben begonnenes Pilates Training dann noch immer machen und könnte mit 48 ein paar Liegestützen. Ich möchte ein bisschen mehr lesen als jetzt grad im Moment. Ich möchte noch immer meine Freundinnen und Freunde haben und abends mit meinem Mann rumliegen, lachen, und wir zeigen einander schöne Lieder oder tolle Texte und überlegen, an welche Konzerte wir gehen sollten.

frau-gelber-pullover-bleistift-im-haar-dutt-bücher
«Meine Töchter sollen möglichst so sein, wie sie sind - unverstellt. Denn das zieht automatisch auch die Leute an, die zu ihnen passen.»

Das klingt schön. Gibt es Fehler, die Du selbst gemacht hast, vor denen Du Deine Töchter warnen würdest?

Nicht zu sagen, was man will, wenn man etwas wirklich möchte. Verzichten, teilen und nachgeben können finde ich gute Eigenschaften, aber man sollte das nur tun, wenn man auch dahinterstehen kann und nicht weil man denkt, es werde von einem erwartet oder man mache sich dadurch beliebter. Wenn man etwas will, darf man sich auch erlauben, das zu sagen.

Und ich würde ihnen gern schenken, dass sie früher merken, dass sie am besten einfach so sind, wie sie sind, ganz unverstellt. Denn das zieht automatisch auch die Leute an, die zu ihnen passen. Und das ist doch das Beste auf der Welt: Leuten zu begegnen, mit denen man durchs Leben gehen kann, unbeschwert und fröhlich, ohne Stress.

frau-pullover-terrasse-balkon-gewürz-roter-stuhl-lachen

Welche 3 Tipps hast Du für unsere Leser:innen, die Karriere machen möchten?

Da bin ich wirklich die absolut falsche Person. Ich weiss gar nicht, ob ich je in meinem Leben über Karriere in diesem Sinne nachgedacht habe. Eher über mögliche Berufe. Entweder machte ich etwas, was mich erfüllt oder ich machte halt irgendöppis, was genug Geld bringt, damit ich mir in der Freizeit Wünsche erfüllen konnte.

Mutter zu werden war für mich ein grosser Wunsch. Und als er in Erfüllung ging, hätte mir meine Karriere nicht egaler sein können.

Fair enough. Und welche 3 Tipps hast Du für unsere Leser:innen, die händeringend versuchen, alles irgendwie unter einen Hut zu bekommen und merken: Es entschlipft mir dauernd alles?

  • Tipp 1: Sich vom Streben nach Perfektion lösen. Denk mal an die Menschen, die Du am liebsten hast: Du liebst doch niemanden wegen seiner Perfektion. So geht es andern umgekehrt auch mit Dir. Man freut sich, dass Du an den Geburi kommst, auch wenn Du noch immer gleich schwer bist wie letzten Winter, zehn Minuten zu spät kommst und Dein Geschenk eingepackt ist, als hättest Du erst gestern Deine Hände bekommen. Hauptsache, Du bist da.
  • Tipp 2: Alles auf eine To-do Liste schreiben. Auch das Haarewaschen, Spülmaschine einräumen, Kinder abholen, Mami whatsappen etc. Erstens hat man dann das Gefühl, dass alles mal aus dem Kopf raus, aber doch nicht verloren ist (Du kannst also hier kurz Pause machen). Und zweitens schafft man es so, sicher 2, 3 Dinge mehr abzuhaken, und das gibt einem ja immer ein bestärkendes Gefühl und Motivation weiterzumachen.
  • Tipp 3: Einen Helm statt einen Hut nehmen, dann tut all das, was einem vor lauter Überforderung wieder zurück auf den Kopf fällt, wenigstens nicht so weh.
buch-blumen-olivia-el-sayed-flowery-wordis-blumenstrauss

flowery wordis —Atelieer

Ein Buch wie ein Blumenstrauss, einfach, dass da die Wörtli blühen, nicht die Blumen. Olivia El Sayeds flowery wordis sind unvorhersehbare Gedankenfetzen – klug, lustig und melancholisch zugleich. Mit ihrem feinen Gespür für die Komik alltäglicher Skurrilitäten erzählt Olivia autobiografisch geprägte Geschichten. Allen voran jene über ihren ägyptischen Vater, der sprachlich zwischen Ägypten, England und der Schweiz pendelt, als hätte er einen Reisepass mit eingebautem Comedy-Programm. Ewig dankbar sind wir Olivia auch für ihre Wortkreation «muttermüde» – die Steigerungsform vom hundsnormalen müde.

CHF 23.- direkt bei oliviaelsayed.ch

scheidungskinder-club-buch-titel-olivia-el-sayed-frau-zieht-tshirt-aus

Scheidungskinderclub —Atelieer

Olivia El Sayeds Scheidungskinderclub ist wie eine Familienfeier, bei der alle ein bisschen zu ehrlich sind – es zeigt, wie das Leben als Scheidungskind nicht nur Drama, sondern auch jede Menge schräge, skurrile und urkomische Momente bereithält.

Hier wird das Thema Trennung nicht mit Taschentüchern und melancholischer Musik begleitet, sondern mit einer Portion Humor, merci dafür. Olivia El Sayed jongliert mit Familienchaos, kulturellen Missverständnissen, aber auch mit Situationen, die wir ebenfalls kennen (weil auch Scheidungskinderclub). So schön beschrieben, dass das Gefühl von damals beim einen oder anderen Kapitel nochmals hochkam. Was aber das einzig Unschöne an der Lektüre dieses Buches war. 

CHF 23.- direkt bei oliviaelsayed.ch

alles-liebi-buch-titel-olivia-el-sayed

Alles Liebi —Atelieer

Liebe verteilen hilft immer, steht auf der Rückseite dieses Büchleins. Wohl wahr. Das Heftli erscheint als Beilage zu Olivia El Sayeds Bühnenprogramm «0814 – Leben am Durchschnitt». Es ist voller Anleitungen zum Schreiben eines ungewöhnlichen Liebesbriefs. Und nach der Lektüre wollen wir jetzt irgendwie nicht mehr mit dem Mann (oder der Frau) streiten. Sondern ihnen wortgewaltige Steilvorlagen für ein uh schönes gemeinsames Leben schreiben. Und zu guter Letzt noch ein wahrlich schönes Sätzlein: Manchmal ist Liebe, die Wahrheit zu sagen, und manchmal ist Liebe auch, ein Herz dadurch zu beschützen, eine schöne Geschichte zu erzählen, um die Wucht eines Verlustes etwas abzufedern. 

Nur als Beilage zum Bühnenprogramm «0814 – Leben am Durchschnitt»

Frech sein lohnt sich. Hier geht’s zu weiteren Artikeln: