Mom2Mom: Marion Leu.

 In unserer Artikel-Reihe «Mom2Mom» gibt eine Mutter der nächsten das Wort. Gelandet sind wir nun in Hochfelden bei der CEO des Careum Verlags und Zweifachmutter Marion Leu. Mit ihr haben wir über Vereinbarkeit, Veränderungen und vieles mehr gesprochen.

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Marion Leu lebt mit Mann, ihrem Sohn Finn und ihrer Tochter Emma in Hochfelden, Zürich. Sie arbeitet im 100%-Pensum als CEO eines Verlags und ist dank Home Office während Kinderzeiten (Kinder in die Schule schicken, gemeinsames Mittagessen etc.) und Wochenenden daheim.

Tadah: Wie hat sich Dein Leben verändert, als Du Mutter wurdest?

Im Guten: Ich habe andere Prioritäten, neue Perspektiven und viele neue Learnings, verbunden mit vielen Glücksmomenten und Freude an den Entwicklungsschritten der Kinder.

Im Schlechten: Die Flexibilität für persönliche Hobbys ist nicht mehr gleich da, sondern muss geplant werden, teils plagen mich Selbstzweifel – machen wir alles richtig? Die Kinder sind eine gute Ausrede, um weniger Sport zu machen, und es ist viel mehr Organisation nötig.

Findest Du Elternratgeber wertvoll? Und wenn ja, welche?

«Babyjahre» von Remo Largo, die Pro Juventute Elternbriefe sowie das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi inspirieren uns als Paar, uns über die verschiedensten Erziehungsstile zu unterhalten. Es ist immer wertvoll, anhand dieser Informationen zu reflektieren, wie wir die Erziehung gestalten.

Welchen Ratschlag würdest Du einer Mutter geben, die ihr erstes Kind erwartet?

Ich gebe möglichst keine Ratschläge und spreche lieber Mut zu, dass jede Mutter in der Regel nur das Beste für ihr Kind möchte und es somit gut kommt. Persönlich finde ich es entspannter – nicht allein für die Kinder verantwortlich zu sein, sondern die Verantwortung mit meinem Mann teilen zu können. Zudem hilft es in jeder Situation, das Gute und das Positive zu sehen.

Wann und warum wusstest Du, dass der Vater Deiner Kinder der Vater Deiner Kinder werden wird?

Weil es ein gemeinsamer Wunsch war und nicht nur der von ihm oder mir. Persönlich war mir viel wichtiger, dass wir zwei das Leben zusammen angehen wollen – ob es mit dem Kinderwunsch funktioniert oder nicht.

«In meiner Erinnerung sind wir nie festgefahren – einmal war vielleicht eher ich in einer ich-schaffs-heute-gar-nicht-Situation, ein anderes Mal eher er.»

Hast Du je gedacht: Das schaff ich nicht? Und wenn ja, in welcher Situation? Und wie hast Du sie gemeistert?

Nein, ich konnte mich immer, wenn ich unsicher war, auf Hilfe verlassen. Mein Mann war immer meine erste Ansprechperson. Wenn er nicht weiterwusste, hatten wir ein gutes Umfeld und Familie, um Informationen einzuholen und uns ein Meinungsbild zu schaffen, wie wir weiter vorwärts gehen möchten. In meiner Erinnerung sind wir nie festgefahren – einmal war vielleicht eher ich in einer ich-schaffs-heute-gar-nicht-Situation, ein anderes Mal eher er.

Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen Deinen Kindern gegenüber?

Wer hat das nicht? Ich bin aber der Überzeugung, wenn es mir gut geht, dann geht es auch den Kindern gut.

Darf man als Mutter lügen? Und wenn ja, wann und wieso?

Nein, das finde ich nicht gut, und ich versuche es zu vermeiden. Oft gibt es aber die Möglichkeiten, nicht alles erzählen zu müssen.

Euer Lieblingskinderbuch?

Wir sehen uns am liebsten unsere Fotoalben an. Jährlich Anfang Jahr gibt es ein neues, in welchem wir unsere Erinnerungen Revue passieren lassen.

Wie sieht ein idealer Tag mit Deinen Kindern aus?

Alle stehen mit dem richtigen Fuss auf, alle ziehen die richtigen Kleider an (ohne Theater natürlich), und wir machen eine Wanderung. Unterwegs essen wir ein leckeres Picknick (das alle mögen). Nach der Wanderung sitzen wir erledigt, aber glücklich zusammen in der Sonne.

Wie einer «dieser» Tage?

Wir als Eltern oder die Kinder sind schlecht gelaunt, wollen immer das Gegenteil voneinander und sind nicht zufrieden mit dem aktuellen Tagesprogramm. Und alles ist ja soooooooooooooo langweilig.

Welche Charaktereigenschaften sollen Deine Kinder von Dir haben?

Offen gegenüber Neuem sowie interessiert und motiviert zu sein. Und das Lernen soll das ganze Leben lang Spass und Freude machen.

Wofür gibst Du am meisten Geld aus?

Für die Steuern, wahrscheinlich.

Wie ähnlich bist Du Deiner eigenen Mutter?

Sehr ähnlich. Sie hat viel Energie und Power und ist eine «Macherin». Sie ist wie ich offen für Neues und lässt es zu, dass ich teils einen anderen Erziehungsstil habe, als sie ihn hatte, das schätze ich sehr. Es gibt viele Werte, die sie mir mitgegeben hat und die wir als Familie leben. Obwohl sie mit vier Kindern Hausfrau war, hält sie die heutigen Möglichkeiten und die neue Vereinbarkeit für einen Fortschritt und unterstützt uns darin. 

Was inspiriert Dich?

Sehr vieles – Menschen, Geschichten, Bücher, Freund:innen, meine eigene Familie, meine Arbeit, neue Technologien und und und.

Was macht Dich nervös?

Wenn ich mit einem Kind notfallmässig ins Spital oder zum Arzt gehen muss.

Wie und wo tankst Du für den nächsten Tag Energie?

Bei und mit meinem Mann. Beim Skitouren, Joggen, im Fitness, beim Velofahren, Schwimmen, beim Plaudern mit meinen Freund:innen aber auch beim Faulenzen mit einem guten Buch.

«Es ist alles möglich, wenn man die richtige Person an der Seite hat, die volle Rückendeckung gibt.»

Hat sich Deine Einstellung zu Deiner Karriere geändert, seit Du Mutter bist?

Ja. Ich weiss, dass alles möglich ist, wenn man wirklich will und die richtige Person an der Seite hat, die volle Rückendeckung gibt.

«Mein Mann arbeitet als Sanitär, wo es immer heisst, Teilzeit ist schwierig. Und doch ist es bis heute möglich.»

Findest Du, man kann in der Schweiz Familie und Beruf gut unter einen Hut bringen? 

Ja, das ist sehr gut möglich. Natürlich kommt es auf die Branche, das Arbeits- und Familienumfeld an. Wir geniessen den Luxus, dass alles wunderbar aufgeht. Wir haben uns in der Beziehung immer gefragt: «Was macht uns als Individuum glücklich?» – die Arbeit gehört dazu und ebenso die Vereinbarkeit. Mein Mann arbeitet als Sanitär, wo es immer heisst, Teilzeit ist schwierig. Und doch ist es bis heute möglich.

Was fehlt? Was müsste Deiner Meinung nach anders sein?

Es fehlt wohl an Männern und Frauen, welche die Vereinbarkeit wirklich wollen. Mit allen Konsequenzen.

Welcher Mutter möchtest Du das Wort übergeben und wieso?

Vicky Lüscher, weil wir es schaffen, trotz Arbeit, Familie, Beziehung zusammen Me-Time und Freundinnen-Ferien zu verbringen. Vicky ist ein positiver Mensch und wir haben beide Spass, unserem gemeinsam erlernten neuen Hobby, dem Kitesurfen, nachzugehen.